đČ Geschichten aus dem Wald - Marina đČ
- heikoherzberger
- 5. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
đ Zwischen den StĂ€mmen â wenn die Natur zur Spiegelin wird
Eine Begegnung im achtsamen Naturerleben
Manchmal braucht es keinen groĂen Plan. Nur den Impuls, sich einen Platz in der Natur zu suchen â dort, wo man sich im Moment wohlfĂŒhlt. So begann auch Marinas kleine Reise an einem Sonntag.
Ich bat sie: "Finde einen Ort, der dich gerade anzieht. Einen Platz, an dem du einfach sein möchtest."
Sie ging eine Weile durch den Wald, bis sie innehielt. Vor ihr stand ein Baum, dessen Stamm sich in etwa fĂŒnfzig Zentimetern Höhe in zwei krĂ€ftige Ăste teilte â wie zwei Wege, die sich trennen und doch aus derselben Wurzel kommen.
Marina trat zwischen die beiden StÀmme, lehnte sich an, atmete, blieb still. Eine Weile stand sie dort, einfach nur da, im Kontakt mit dem Baum.
đČ Wenn der Baum spricht
Nach einiger Zeit trat sie ein StĂŒck zurĂŒck und betrachtete den Baum aus einiger Entfernung.Sie sagte leise, fast zu sich selbst: "Die zwei sind getrennt⊠und dort oben bricht auch ein Ast ab⊠und trotzdem ist alles noch da."
Sie begann zu erzĂ€hlen. Von ihrem Bruder, den sie verloren hatte. Von ihrem Beruf, in dem sie gerade nicht weiĂ, ob sie bleiben oder gehen soll. Und dann kamen ihr die TrĂ€nen.
Ich reichte ihr ein Taschentuch und fragte sanft: "Marina, was fĂŒhlst du gerade?"
"Traurigkeit."
"Und wo spĂŒrst du sie?"
"In der Brust."
"Kannst du sie einfach eine Weile da sein lassen? Ohne sie wegzumachen â nur beobachten, wĂ€hrend du beim Baum bleibst?"
Sie nickte und blieb still.Die Vögel sangen, der Wind strich ĂŒber die BlĂ€tter, und alles war ganz einfach da â die Natur, die Traurigkeit, sie selbst.
đ Wenn wir uns öffnen
Nach einer Weile fragte ich:
"Wie ist es jetzt?"
Sie atmete tief und antwortete:
"Es ist ruhiger. Irgendwie weicher. Als hÀtte der Baum mir etwas abgenommen."
Ich sah, wie ihr Blick sich verĂ€nderte â sanfter, klarer, wacher.
Vielleicht war da ein stilles Verstehen: Dass wir manchmal wie dieser Baum sind âgetrennt in uns, verletzt, und doch lebendig, tragend, verbunden mit der Erde.
đż Die Natur als Spiegel
Wenn wir uns auf die Natur einlassen, geschehen solche Dinge.Nicht, weil wir sie suchen, sondern weil wir uns öffnen.
Die Natur zeigt uns nicht, wer wir sein sollen âsie erinnert uns daran, wer wir sind.
Und manchmal braucht es nur einen Baum, zwei StÀmme und die Erlaubnis, die eigene Traurigkeit einfach da sein zu lassen.
Wie oft stehen wir selbst zwischen zwei KrĂ€ften in uns â zwischen Vergangenheit und Zukunft, Sicherheit und Freiheit, NĂ€he und RĂŒckzug. Zwischen dem, was war, und dem, was werden will.
Die beiden StÀmme könnten zum Symbol werden:
Der eine â die Seite des Gewohnten, des Alten, der sicheren Halt gibt.
Der andere â das Neue, das lockt, das ruft, aber auch das Ungewisse birgt.Und dazwischen: der Mensch. Der Moment. Der Atem. Das Leben selbst.
Vielleicht ist dieses âDazwischenâ der eigentliche Ort des Wachstums. Nicht das Entweder-Oder, sondern das Sowohl-als-auch. Nicht das Ziel, sondern das Innehalten dazwischen.
Wenn wir uns dort hineinlehnen â nicht um festzuhalten, sondern um zu spĂŒren â beginnt etwas. Eine leise Klarheit, ein Erkennen: Ich muss mich nicht entscheiden, um da zu sein. Ich darf im Ăbergang stehen. Ich darf einfach fĂŒhlen, was ist.
So wurde dieses Bild â zwei StĂ€mme, eine Wurzel, ein Mensch dazwischen â zu einer Einladung. Ein Ort, an dem Natur zur Lehrerin wird, ohne ein Wort zu sprechen.





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